Warum wir nur pflanzenbasierte Nahrungsmittelhilfe unterstützen
Ornish sagt: “What’s Good for You is Good for the Planet.” Eine gesunde pflanzliche Vollwertkost schützt wirkungsvoll vor Insulinresistenz, Hyperinsulinämie und Zivilisationskrankheiten. Die zahlreichen anderen Gründe für eine pflanzliche Ernährung, wie die Auswirkung des Fleischkonsums auf Welthunger, Klimawandel und das Leid der Tiere, sollen hier kurz zusammengefasst werden.
Menschen und Tiere haben ein fast identisches Nervensystem und fühlen Schmerz und Freude, Trauer und Panik in sehr ähnlicher Weise, auch wenn sie sie anders ausdrücken. Dennoch ist es normal geworden, einerseits mit Haustieren zu schmusen und andererseits Nutztiere zu essen. Etwa 60 000 000 000 Landtiere werden weltweit jedes Jahr für den menschlichen Verzehr geschlachtet, nachdem 98 % von ihnen qualvoll in der Massentierhaltung gemästet, oft über lange Strecken transportiert und im Angesicht ihrer Artgenossen geschlachtet wurden. Wer sich pflanzlich ernährt, kann Tieren diese Tortur ersparen. Im Laufe seines Lebens isst ein Bundesbürger im Durchschnitt 945 Hühner, 46 Puten, 46 Schweine, 37 Enten, 12 Gänse, 4 Schafe und 4 Rinder (Heinrich-Böll-Stiftung, 2013). Zusätzlich werden in der Eierproduktion alle männlichen Küken nach dem Schlüpfen meistens durch Schreddern getötet und in der Milchproduktion die männlichen Kälber geschlachtet. Die industrielle Tierhaltung ist maßgeblich mitverantwortlich am Welthunger und Klimawandel. So könnte man mit Sojabohnen, die auf einem Hektar Land wachsen, 5 000 Menschen ernähren, wenn die Sojabohnen direkt als Nahrungsmittel genutzt würden. Verfüttert man die Ernte jedoch erst an Tiere, kann man von diesen Tieren nur noch 191 Menschen ernähren. Um 1 kg Rindfleisch zu erzeugen, müssen etwa 10–12 kg Getreide verfüttert werden. Auch hinsichtlich der Wasserressourcen ist eine pflanzliche Ernährung schonender für die Umwelt. So werden für 1 kg Rindfleisch 10 000 Liter Wasser verbraucht, für 1 kg Kartoffeln 500 Liter und für 1 kg Weizen 900 Liter (Segelken, 1997). Weltweit steigen die Preise für Grundnahrungsmittel auch deshalb so massiv, weil der Appetit auf Fleisch global weiter zunimmt.
Es wundert daher nicht, dass der Verfasser der China-Studie in seinen offiziellen Schlussfolgerungen u. a. empfohlen hat: Ärmere Länder sollten nicht dem Beispiel der Industrienationen folgen, sondern eine pflanzenbasierte Landwirtschaft entwickeln. Reichen Ländern wird geraten, die Tierhaltung und Ernährung durch tierische Lebensmittel zu reduzieren, weil die gesellschaftlichen Gesundheitskosten durch eine fettarme, pflanzliche Ernährung der Bürger dramatisch gesenkt werden könnten. Die hohen Kosten für chronische, degenerative Erkrankungen würden nicht nur reduziert, sondern diese Erkrankungen könnten – wie sich zunehmend zeigt – durch eine solche Ernährung sogar gelindert oder geheilt werden.
Auch die U.N. kommt in ihrem Klimareport (Carus, 2010) zur Schlussfolgerung: „Die Landwirtschaft, allem voran die Erzeugung von Fleisch und Milch, verbraucht 70 % des Frischwassers, 38 % des Landes und produziert 19 % aller Treibhausgase. […] Eine weltweite Hinwendung zu einer veganen Ernährung ist lebenswichtig, um die Welt vor Hunger, Treibstoffmangel und den schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu retten.“ Heute leiden nach Schätzung der UNO 868 Millionen Menschen unter Hunger und Mangelernährung, 1,4 Milliarden dagegen an Übergewicht. Emily Cassidy von der University of Minnesota und ihre Kollegen (Cassidy et al., 2013) haben berechnet, wie viel von den 41 wichtigsten Nahrungspflanzen weltweit produziert wird und wie diese Erträge verwendet werden:
- 67 % der geernteten Pflanzen werden zu Nahrungsmitteln verarbeitet. Bezogen auf die Kalorien entspricht dieser Anteil nur 55 % der Gesamtenergie.
- 24 % der Pflanzen (36 % der Kalorien) werden als Tierfutter genutzt.
- 9 % (Masse und Kalorien) werden anderweitig verarbeitet, etwa zu Biotreibstoff. Die Produktion von Biotreibstoffen ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Während beispielsweise in den USA im Jahr 2000 rund 6 % des Maises als Rohmaterial für Kraftstoff dienten, waren es 2010 rund 38 %.
- In den USA werden nur 27 % des Getreides direkt als Nahrung verwendet, zwei Drittel (67 %) dagegen als Tierfutter. Diesen Zahlen zufolge ernährt ein Hektar Ackerland fünf Menschen – möglich wäre es, 16 Menschen satt zu bekommen.
Würde die gesamte Getreideernte als Nahrung für die Menschen eingesetzt und nichts mehr als Futtermittel für Tiere, könnten mit den aktuellen Ackerflächen der Welt vier Milliarden Menschen mehr ernährt werden (Cassidy et al., 2013). Soweit die Theorie. In der Praxis produzieren die EU und die USA zu viel Fleisch – mit einer subventionierten Landwirtschaft – zur Freude der Fleischesser, der Lobbys und zum Schaden der Volksgesundheit, während weltweit Menschen verhungern. Das gegenwärtige Wirtschaftssystem, welches auf Gewinnmaximierung beruht und Spekulation belohnt, ist krank, egozentrisch und opfert die Lebensgrundlage zukünftiger Generationen dem kurzfristigen Profit.
Quellen:
Cassidy ES, West PC, Gerber JS, Foley JA (2013): Redefining agricultural yields: from tonnes to people nourished per hectare. Environ Res Lett; 8(3): 034015.
Carus F (2010): UN urges global move to meat and dairy-free diet. Lesser consumption of animal products is necessary to save the world from the worst impacts of climate change, UN report says. URL: http://www.theguardian.com/environment/2010/jun/02/un-report-meat-free-diet (06.09.2013).